Alkohol, Gewitter und ein holpriger Start
Raketová základna Bratronice, 22.07.2019
Gerade mal drei Tage sind wir unterwegs, doch ist bereits zu viel passiert, als dass man es alles in einen Blogeintrag packen könnte. Nach der ersten Übernachtung bei einer charmanten, dicklichen Dame in Železná Ruda ging es auf zur Raketenbasis, dem Start der «Mongol Rally».
Dieser befindet sich in einer post-apokalyptischen Kommune auf dem Gelände einer ehemaligen sowjetischen Raketenbasis. Ein Mann im Mad-Max-Look mit einem Stab, der Gandalf neidisch gemacht hätte, führte uns zwischen den Bunkern herum. In diesen Bunkern haben in den 80ern modernste Raketenabwehrsysteme auf einen Angriff aus dem Westen gewartet. Heute befindet sich in den Bunkern ein Kino, eine Konzerthalle und eine Rave-Höhle, bekannt unter dem Namen «Junk Town». Das Militär war Anfangs der 2000er Jahre abgezogen.
Natürlich bauten wir das Zelt am Startplatz genau zu dem Zeitpunkt auf, in dem sich eine heftige Gewitterwolke spontan über uns entleerte. Blitz und Donner inklusive. Nur mit vereintem Stemmen der Zeltplane verhinderten wir den Schlaf im Wasserbett (siehe Bild). Lektion gelernt: Für den nächsten Tag haben wir ein Appartment gebucht.
In Junk Town treffen wir auch die anderen Teams und ihre mehr oder weniger aufwändig gestalteten Fahrzeuge. Da war das Team, welches uns bereits auf der Autobahn begegnete: das Team «Panda Fackaz» aus Deutschland. Dann waren da die Spanier, die erst drei Wochen zuvor mit der Planung begannen. Im Gegensatz dazu trafen wir auch das amerikanische Team «No Reservations», welche dank professionellem Sponsoring vom Kingston CEO mit High-Tech-Equipment ausgestattet war und ausgiebig ihr Filming-Gear testeten.
Und vor allem waren da unglaublich viele Schweizer. Bereits vor der Rally hatte Christoph über eine flüchtige Bekanntschaft in Neuseeland Kontakt mit einem anderen Team aus der Schweiz aufgenommen. Am Start offenbarten sie uns ihren ehrgeizigen Plan in nur 5 Wochen die Route zu schaffen, für die wir mindestens 7 eingerechnet hatten. Im post-apokalyptischen Casino trafen wir dann auch noch ein Zürcher Paar vom «9tyTeam», so genannt, weil die beiden Mitglieder zusammengerechnet 90 Jahre alt sind. Sie nehmen eine ähnliche Route wie wir. Überhaupt nehmen praktisch alle Schweizer die südliche (und hoffentlich beste) Route.
Auch die Crew trumpfte mit besonderen Gestalten auf: Zum Beispiel ein betrunkener Brite (Pleonasmus?), der sich im Pokern um ein paar Kronkorken verbluffte (ja, die Währung in Junk Town sind Kronkorken) und danach auf der Suche nach seinem Hut über Lucas’ Stuhl stolperte.
Dann gab es den Veranstalter, der in einem Cringe-Fest der zwanghaften Jugendlichkeit die Stimmung anheizte und so das perfekte Gegenstück zu den stoischen mongolischen Schaustellern bildete. Da darf natürlich auch der obligatorische Pädophilen-Witz über den Auftritt einer 13-jährigen Schlangenfrau inmitten einer Horde betrunkener, überwiegend männlicher Rallyfahrer nicht fehlen. Doch die Vorfreude auf den nächsten Tag lässt so manchen die Fremdscham vergessen und wenn wir ehrlich sind: Es ist eine bewundernswerte Leistung, sein Geld mit dummen Sprüchen zu verdienen, ohne Politiker zu werden.
Am Morgen des Starts waren wir bereits wach, als ein spanisches Orchester über den Zeltplatz lief, um das asynchrone Schnarchkonzert der Rally-Teilnehmer zu unterbrechen. Christoph gelüstete es nach Tee und so reihten wir uns in die Schlange ein. Nach kurzer Zeit stellten wir fest, dass die gesamte Schlange aus Schweizern von vier verschiedenen Teams bestand. Damit haben wir die Briten wohl als Teenation Nummer 1 abgelöst.
Der Start selber stellte sich als eine eher träge Gelegenheit heraus. Nachdem alle Teams nochmal für ein Foto und kollektives Mobbing eines «zu gut ausgerüsteten» Teams eingefunden hatte (sie müssen zur Strafe eine goldene Satellitenschüssel und einen goldenen Fernseher unbeschadet ins Ziel transportieren), warteten wir etwa eine Stunde, bis wir endlich über die enge, holprige Strasse Richtung Prag aufbrechen können. Natürlich nicht ohne lautes Gejohle, Gehupe und zahlreiche High Fives. Nun waren wir also endgültig aufgebrochen.
Ihr werdet nie erraten, was als nächstes
geschah!!! Ausser natürlich, ihr lest den nächsten Blogeintrag, der in Bälde folgt.
Euer Team Bünzlitrucke